Das klassische Toilettenhäuschen // Foto von Amy Reed auf Unsplash

Bio-Toiletten sind unhygienisch und stinken!?

Das ist schon sehr, sehr lange her.

Meine Großmutter hatte früher einen Weinkeller in der Etsdorfer Kellergasse. Einmal im Jahr fand dort das Kellergassenfest statt. Meine Schwester und ich waren jedes Jahr dabei. Kaum alt genug, um ein Serviertablett zu tragen, machten wir uns schon wichtig beim Abservieren der leeren Weingläser und freuten uns über ein paar Schilling Trinkgeld oder die kalte Frucade, eine süße Limonade, die mein Onkel immer mit einem frechen Spruch servierte. Was für schöne Sommertage! Das Einzige, das sich aus den Tagen so richtig düster in die Erinnerung eingebrannt hat: das alte Plumpsklo. Versteckt im hintersten Weingarten, verbreitete es Angst und Schrecken. Abends musste man sich den Weg durch die Finsternis bahnen, um das kleine Holzhäuschen zu ertasten, das man aufgrund der zahlreichen Fliegen und des Gestanks sowieso nur im äußersten Notfall aufsuchte.

Jahre später…

lernte ich auf einer Reise mit dem Fahrrad durch Schweden Trockentrenntoiletten kennen. Auf den Schäreninseln rund um Stockholm verbrachten wir die letzten Tage unserer Tour durchs Land. Die Fähre verkehrte nur einmal pro Tag vom Festland zur Insel und wieder retour. Wenn man kein eigenes Boot besaß, gab es also kein Entkommen. Wir freuten uns auf die kleine Auszeit in Abgeschiedenheit und spazierten von der Anlegestelle zu Fuß über schmale Waldwege zu unserer Unterkunft. Asphaltierte Straßen? Wozu auch, es gibt keine Autos auf der Insel. Strom? Nur über deine eigene Photovoltaik-Anlage. Kommunales Abwassermanagement? Fehlanzeige. Jedes Haus versorgte sich selbst mit allem, was nötig war. So auch unsere charmante Ferienhütte.


Separett Villa - Der Klassiker
DER Klassiker aus Schweden: Trenntoilette Separett Villa

Es gab keine Toilette in der Unterkunft, dafür ein kleines Häuschen im Garten. Beim ersten Besuch hielt ich instinktiv die Luft an und die Nase zu – sofort dachte ich an das Plumpsklo in der Kellergasse. Zu meiner Überraschung stellte ich schnell fest, dass es hier nichts gab, wovor ich mich ekeln musste! Kein Gestank, keine Fliegen – wie war das möglich so ohne Kanal? In der Toilette war eine simple, mechanische Trennung eingebaut. Wenn man sich hinsetzte, floss der Urin automatisch nach vorne ab, nur Feststoffe und Toilettenpapier landeten im hinteren Bereich. Und auch wenn es sich beim ersten Mal mehr als seltsam anfühlte, ohne das gewohnte „Flusch“-Geräusch: Es stank nicht. Es war sauber. Es war tatsächlich ziemlich unkompliziert, sodass man sich nicht großartig damit beschäftigen musste.

Das Fehlen der Spülung brachte mich zum Nachdenken.

Braucht man sie denn überhaupt? Wie viele Liter Trinkwasser spülen wir jedes Jahr in den Kanal, wenn man alle Toilettengänge zusammenrechnet? Nachdem wir von unserem Fahrradurlaub schon etwas abgekämpft waren, widmete ich mich vorerst lieber der Regeneration der müden Glieder als der Revolution unseres Abwassermanagements, aber der Gedanke an eine wasserlose Toilette blieb hängen. Auf der Insel ohne alles fehlte es uns an nichts. Eine kleine Holzsauna stand direkt am Meer, Holz und eine Axt lagen bereit. Wer Wellness wollte, musste zuerst kräftig zupacken, Holz hacken und Feuer machen. Der Saunagang danach und der Sprung ins kühle Meer prickelten auf der Haut. Neben dem ersten Eintauchen in den Luxus der Reduktion war die Reise auch mein erstes positives Erlebnis mit wasserlosen Toiletten. Und schon wieder ein Funke, der übergesprungen war!

Seitdem sind viele Jahre vergangen …

und wir sind auf dem besten Weg zu einer umfassenden Sanitär- und Nährstoffwende! Immer mehr Firmen und Forschungsprojekte arbeiten mit Elan und Kreativität an neuen Lösungen, um auch im großen Maßstab Wasser einzusparen und Nährstoffe regional zu nutzen. Ein aktuelles Beispiel: Das Projekt ZirkulierBAR in Eberswalde (zirkulierbar.de).

Das Ziel ist, Nährstoffe aus verzehrten Lebensmitteln direkt zurückzugewinnen und diese im Sinne einer nachhaltigen regionalen Kreislaufwirtschaft wieder der Landwirtschaft zuzuführen. zirkulierBAR baut derzeit eine innovative und skalierbare Verwertungsanlage für die kreislauforientierte Behandlung von Inhalten aus Trockentoiletten. Wow! Die Endprodukte sind gesundheitlich unbedenkliche, nährstoffreiche und schadstoffarme Recyclingdünger für Landwirtschaft und Gartenbau. Der Plan ist, dass zukünftig Kommunen nach diesem Vorbild eine wassersparende und ressourcenschonende Alternative zu linearen wasserabhängigen Klärsystemen planen und errichten können. Es geht voran!

Trenntoiletten sind also definitiv die Zukunft – nicht nur exotische Lösungen für Garten und Camping.


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